Seiteninhalt

Wege durch das Land

"DIE WELT ZUR VERNUNFT BRINGEN" - Lesung und Konzert in Marienmünster

Logo des Literatur- und Musikfestivals Wege durch das Land _© Wege durch das Land gemeinnützige GmbH_Kultur Kreis Höxter
28.05.2023
18:00 Uhr
Abtei Marienmünster, 37696 Marienmünster
Marienmünster
https://www.wege-durch-das-land.de/veranstaltung/2023/die-welt-zur-vernunft-bringen/

Bach! Aber nicht (nur) Johann Sebastian: Viel zu wenig ist schließlich über die Frauen seiner Zeit bekannt. Seine älteste Tochter etwa schlage musikalisch ‹nicht schlimm ein›. Mehr wissen wir nicht von ihr, doch aus diesem Halbsatz destilliert Angela Steidele einen Roman, der ‹selbst ein großes Oratorium geworden ist› (F.A.Z.). Dorothea Bach besingt darin eine ganze Epoche: ‹Aufklärung› ist Zeitporträt wie Ort für gewitzte Spekulationen, vielstimmige Hymne an die Musik und jene Schicksalsjahre, in denen es kurz möglich schien, Frauen und Männer könnten gemeinsam die Welt zur Vernunft bringen. An den Frauen scheiterte es nicht. Neben Dorothea und ihrer Stiefmutter Anna Magdalena Bach rückt vor allem Luise Gottsched ins Zentrum der Erzählung: Die Gattin des damaligen Literaturpapstes könnte u. a. den Text für das Weihnachtsoratorium geschrieben haben. Oder etwa nicht? Schelmisch hinterfragt sich die Handlung selbst, ganz im Sinne der Aufklärung – zu deren bedeutendsten Vertreter:innen auch Bach selbst zählt, der das Universum der Töne kartographiert und musikalische Abhandlungen komponiert hat.

Als langjährige Chorsängerin ist Angela Steidele eine versierte Kennerin von Bachs Musik und wird mit dem Chor des Bach-Vereins Köln, dessen Mitglied sie ist (Leitung: Christoph Siebert, Begleitung: Markus Brenk) und der zu den bedeutendsten Konzertchören im Rheinland zählt, einen besonderen Abend kreieren: Ihr Roman und Ausschnitte aus der h-Moll-Messe werden zu einer einmaligen Neukomposition verschmelzen. Im ‹Kloster der Klänge› zudem: So nennt sich die Abtei Marienmünster mit Fug und Recht. Die überwältigend gehegte Anlage bietet altehrwürdige Entdeckungen wie eine barocke Partitur und rahmt so den Blick in eine Vergangenheit, die plötzlich ganz gegenwärtig daherkommt. Oder, um es abermals mit der F.A.Z. zu sagen: ‹Jauchzet, frohlocket, auf, preiset dieses Buch›!